Warndienst Nr. 20_2025
Pflanzenschutz und Pflanzenbau des Landratsamtes Sigmaringen
07.07.2025
Zucker- und Masserüben
Die Bestände waren bis jetzt sehr gesund. Die feuchtwarme Witterung der letzten Tage waren gute
Bedingungen für pilzliche Infektionen. Darum sollten Sie jetzt regelmäßig Ihre Bestände auf Krankheiten
kontrollieren.
Hierbei schauen oder entnehmen Sie 100 zufällig ausgewählte Blätter aus dem mittleren Blattapparat.
Die Bekämpfungsrichtwerte aller Krankheitserreger in Summe (Cercospora, Ramularia, Mehltau und
Rost) lauten wie folgt:
Erstbehandlung:
bis Ende Juli: 5 % befallene Blätter
bis Mitte August: 15 % befallene Blätter
Folgebehandlung:
bis Mitte August: 15 % befallene Blätter
ab Mitte August: 45 % befallene Blätter
ab Anfang September i. d. R. keine Behandlung mehr erforderlich
Wenn die Bekämpfungsschwellen überschritten sind, sollten Sie zügigen behandeln. Mögliche
Produkte finden Sie im „Integrierter Pflanzenschutz 2025“ in der Tabelle 48 auf der Seite 96 und 97.
Verunkrautete Flächen
Immer mal wieder sieht man Flächen im Landkreis, bei denen Unkräuter und vor allem Ungräser
(Ackerfuchsschwanz, teilweise Windhalm, Weidelgras oder Trespen) aus dem Bestand
herausschauen. Kontrollieren Sie auch Ihre Flächen bei denen man nicht schon von Weitem das
Unkraut /-gras sieht auf „versteckten“ Befall.
Wenn Windhalm trotz (Frühjahrs-) Behandlung auf der Fläche steht, ist meist eine Resistenz gegen
Herbizide oder eine Anwendung unter nicht optimalen Bedingungen die Ursache (siehe nächster
Abschnitt).
Wer Weidelgras auf seinen Flächen hat und dieses zum „Aussamen“ kam, sollte mehrmals flach
bearbeiten. Weidelgras besitzt keine bzw. sehr geringe Keimruhe. Somit ist es möglich die
ausgefallenen Samen gleich wieder zum Keimen zu bringen und die Pflanzen wieder mechanisch zu
zerstören.
Bei der Trespe ist meist die Lösung einfach. Da die Trespe die wendende Bodenbearbeitung nicht
„verträgt“, reicht der Einsatz des Pfluges. Oft ist die Trespe zuerst am Rand der Fläche zu finden. Hier
reicht oft bei Mulchsaatbetrieben den Pflug nur am Rand bzw. Vorgewende einzusetzen. Wo es die
Bodenbedingungen zulassen sollte tief (> 25 cm) bearbeitet werden.
Beim Ackerfuchsschwanz gibt es leider keine so einfache Lösung. Je nach Temperatur (warm
kürzere Keimruhe/kühl längere Keimruhe) bei der Samenreife kann der Samen nach einem
Lichtreiz und bestehender Bodenfeuchte innerhalb 4 bis 6 Wochen auflaufen. Bis jetzt war die
Strategie immer die, auf Flächen mit AFU nach der Ernte nur auf flache Bodenbearbeitung zu
„setzen“. Erst zur Saat der Folgekultur wurde dann tiefer bearbeitet. Da AFU ein Lichtkeimer ist und
bei Samen, die tiefer als 3 cm im Boden liegen die Keimrate sehr schnell abnimmt. Um die sehr
geringe Arbeitstiefe von max. 3 cm zu erreichen sind Spezialgeräte (Strohstriegel, Exaktgrubber, …)
erforderlich. Alternativ können unkonventionelle Lösungen mit vorhandenen Geräten (Wiesenstriegel,
Wiesenegge, …) ausprobiert werden. Wichtig ist hierbei, dass die Ernte-, Stroh- oder Stoppelreste
gering sind, da sonst keine guten Arbeitsergebnisse erzielt werden. Bei der Bearbeitung sollte bei
geringen Arbeitstiefen immer gegen die Saatrichtung/Fahrspur bzw. 30 % geschränkt gefahren
werden um eine flächige Bearbeitung zu erreichen.
Da jedoch bei einer zügigen Zwischenfruchtsaat nach Getreide meist keine 4-6 Wochen für die
Keimung von AFU gewartet werden kann und in dieser Zeit auch nicht immer genügend Feuchtigkeit /
Niederschlag vorhanden ist, gibt es auch eine andere Strategie bzw. einen anderen Ansatz.
Hierbei wird gerade anders vorgegangen, da die frisch ausgefallenen AFU-Samen sich in der
primären Keimruhe befinden und deshalb sowieso nicht sofort auflaufen würden. Hier wird zeitig nach
der Ernte tief bearbeitet und ein Saatbeet „erzeugt“ (z.B.: Packer am Pflug, …) in der Hoffnung, dass
die Bodenfeuchte zur Keimung der Samen, welche in der sekundären Keimruhe sind und aus tieferen
Schichten kommen ausreicht. Danach bzw. vor der Aussaat der Zwischenfrucht, … wird nur noch
flach bearbeitet.
Jede Strategie hat seine Berechtigung. Es kommt auf die Betriebs- und Wettersituationen an. Wer
genügend Zeit hat, genügend Bodenfeucht erwarte und/oder im aktuellen Jahr einen hohen
Gräserbesatz hatte, wird mit der „flachen Strategie“ Erfolge erzielen. Wem wenig Zeit zwischen Ernte
und Neuansaat verbleibt und/oder die Vorkultur ohne Ungräser war, wird mit der „tiefen Strategie“
mehr Chancen haben im Boden vorhandene Samen zur Keimung zu bringen.
Welche Strategie für Sie bzw. Ihre Fruchtfolge, aktuelle Wetterlage, … passt, müssen Sie für jeden
Schlag bzw. Jahr neu beurteilen.
Dann kommt für Sie als Betriebsleiter noch die Frage warum die Unkräuter /-gräser „durchgewachsen“
sind? Es ist zu hinterfragen, ob in diesem und/oder im letzten Jahr die Unkrautkontrolle nicht zum
optimalen Termin (Bodenfeuchte, Luftfeuchte, Entwicklungsstadium, …) durchgeführt wurde und
darum der Besatz in der Kultur da ist. Oft sind zuerst in gut aussehenden Herbstapplikationen doch
noch Ungräser aufgelaufen. Kommt der Besatz flächig vor und sind alle gleich behandelten Flächen
betroffen, waren mit hoher Sicherheit Applikationsprobleme der Grund. Taucht vor allem der AFU nur
teilweise und nesterweise (rundlich oder schlauchförmig) auf, könnte die Ursache eine bestehende
Resistenz sein. Wenn dieser Verdacht naheliegt, dann sollten Sie von diesen Samen einen
Resistenztest durchführen lassen. Dieser gibt Ihnen einen Überblick, welche Handlungsalternativen
(Wirkstoffe) zur Bekämpfung noch zur Verfügung stehen.
Kleeseide
Im Landkreis Sigmaringen haben sich letztes Jahr die „Sichtungen“ von Kleeseide in Kleebeständen
gemehrt. Bis jetzt waren diese in Gemarkungen nördlich der Donau und auch auf Flächen, auf denen
die letzten Jahre immer mal wieder Blühmischungen standen. Aber auch auf Flächen ohne
vorausgegangenen Blühmischung tauchte die Kleeseide auf. Ob die Samen über Blühmischungen
oder das Kleesaatgut auf die Fläche kamen oder schon mehrere Jahre oder Jahrzehnte sich im
Boden befanden, kann nicht eindeutig gesagt werden. Bitte kontrollieren Sie Ihre Kleeflächen die
nächsten Wochen regelmäßig auf Kleeseide. Im Anhang ist das Merkblatt zur Kleeseide. Bitte melden
Sie Funde unter der Telefonnummer 07571-102 8627 (Andreas Weimer) damit wir das Befallsausmaß
besser einschätzen können.
Der Fachbereich Landwirtschaft
vom Landratsamt Sigmaringen
wünscht Ihnen
eine gute, stress- und unfallfreie Ernte 2025