Warndienst Nr. 7_2024
Pflanzenschutz und Pflanzenbau des Landratsamtes Sigmaringen
09.04.2024
Das Wetter wird laut den Vorhersagen ab Mittwoch wieder beständiger und lässt dann wieder Feldarbeiten zu.
Winterraps
Der Raps ist je nach Region im Landkreis in ES 55, kurz vor der Blüte oder teilweise hat die Blüte am Wochenende schon
begonnen.
Kontrollieren Sie weiter Ihre Bestände auf Rapsglanzkäferbefall, aber bedenken Sie, dass ab dem Entwicklungsstadium 61-63 der
Rapsglanzkäfer vom Schädling zum Nützling wird und hilft den Raps zu bestäuben. Um eine Entscheidungshilfe zur
Fungizidanwendung gegen Sklerotinia in der Blüte schlagbezogen zu erhalten, können Sie das Prognosemodell „SkleroPro“
von ISIP in Baden-Württemberg kostenlos nutzen. Das Prognosemodell finden Sie auf der Web-Seite www.isip.de unter
Baden-Württemberg > Entscheidungshilfe > Raps > Sklerotinia Prognose. Hier können Sie schlagspezifische Daten erfassen
und erhalten nach Zustimmung per E-Mail eine Nachricht, sobald das Programm eine Infektionsgefahr errechnet hat.
Betriebe, die Rapsflächen in Schutzgebieten bewirtschaften, sollten/müssen auf jeden Fall SkleroPro nutzen!
Falls das Prognosemodelle eine Applikation zur Blüte empfiehlt, finden Sie passende Produkte im „Integrierten Pflanzenschutz
2024“ in der Tabelle 43 auf Seite 86-87.
Wenn Sie noch Cantus Gold zuhause haben, müssen Sie darauf achten dieses aufzubrauchen, da die Aufbrauchfrist am 31.07.2024 endet
und danach fachgerecht entsorgt werden muss.
Wintergetreide
In Wintergerste, je nach Region in ES 31-32 werden vermehrt die Bekämpfungsschwellen bei Netzflecken überschritten.
Blattflecken (Rhynchosporium) treten nur vereinzelt auf.
In Wintertriticale am Standort Krauchenwies (ES 31-32) ist in den Sorten Rivolt und Lombardo Gelbrost in größerem Ausmaß
aufgetreten, teilweise in anderen Sorten auch Blattflecken
In Krauchenwies gibt es Winterroggensorten (ca. ES 32), die sehr gesund sind und keine Krankheiten aufweisen, aber auch Sorten, welche
deutlich Blattflecken (Ryhnochosporium) haben.
Winterweizen ist je nach Standort im Landkreis zwischen ES 29 und ES 32. Der Ausgangsbefall mit Septoria tritici ist am Standort
Krauchenwies hoch, an anderen Standorten im Landkreis jedoch deutlich geringer.
Wenn die Bekämpfungsschwellen einzelner Krankheiten überschritten sind, finden Sie passende Produkte im „Integrierter
Pflanzenschutz 24“ in der Tabelle 23 auf Seite 58-59. Die Bekämpfungsrichtwerte wurden mit der E-Mail vom Warndienst Nr. 6
mitversendet oder sind unter folgendem Link abrufbar:
file://///lrasig.de/FR/SIG/weimera/Downloads/24-04_Bekaempfungsrichtwerte_BKR_BW-2024.pdf
Herbizidanwendung Sommergetreide
Teilweise haben Betriebsleiter schon Ende Februar Sommergetreide (hauptsächlich Hafer) ausgesät. Nach dem wüchsigen
Wochenende werden diese Bestände das 3 – Blatt – Stadium bald erreichen. Wer Flächen auf reinen Windhalmstandorten
bewirtschaftet, kann die Bodenfeuchte nutzen und Concert SX (100 g/ha) einsetzen. Bei erhöhtem Druck mit Ehrenpreis würde sich
ein Einsatz mit Alliance (100g/ha) anbieten (nicht in Hafer). Beide Produkte sind ab ES 13 zugelassen.
Alle weiteren möglichen Produkte haben fast 90 % Blattwirkung. Somit macht der Einsatz erst Sinn, wenn alle Ungräser und
–kräuter aufgelaufen sind.
Sie können bei vorhandener Technik (Leihmaschine, Lohnunternehmer) in Sommergetreidekulturen eine mechanische Unkrautregulierung
auf Teilflächen ausprobieren!
Mechanischer Pflanzenschutz
Aufgrund der wärmeren, trockenen und nachtfrostfreien Wetterlage kann auch eine mechanische Unkrautbekämpfung angewendet
werden. Bei Sommergetreide, wie beispielsweise Hafer und Gerste hat sich ein einmaliger oder zweifacher Striegel- Einsatz als eine
ausreichende Unkrautbekämpfung im Bestand bewährt. Vom Auflaufen bis zum Dreiblattstadium sind unsere Kulturpflanzen
grundsätzlich eher empfindlich. Nichtsdestotrotz kann aufgrund frühem Unkraut-/ Ungrasbesatz beispielsweise auch schon im
Zweiblattstadium gestriegelt werden um hohe Wirkungsgrade bei der Bekämpfung zu erzielen. Hier sollte dann eben eine langsamere
Fahrgeschwindigkeit ausgewählt und einen schwächeren Zinkendruck eingestellt werden. Im Zweifelsfall den Zinken eher auf Schlepp
einstellen, damit die Verträglichkeit bei den Kulturpflanzen höher ist. Umso früher gestriegelt wird, desto höher sind
grundsätzlich die Bekämpfungs- Wirkungsgrade. Daher kann entweder im Vorauflauf gestriegelt werden, also wenn die Aussaat noch
nicht allzu lang zurückliegt oder dann ab dem Dreiblattstadium. Bei Sommergetreide mit wenig Unkrautdruck und hoher Bestandesdichte
kann das Striegeln erfahrungsgemäß aber auch auf den Zeitraum der Bestockung von den Kulturpflanzen geschoben werden, damit eine
einmalige Bekämpfungs- Maßnahme ausreicht. Wichtig beim Striegeln ist ein abgetrockneter Boden damit er fließfähig und
schüttfähig ist. Um diese Bedingungen zu haben, ist es von Vorteil, wenn nach der Aussaat nicht gewalzt wurde. Nach dem Striegeln
sollte es im besten Fall grundsätzlich ein paar Tage trocken und frostfrei bleiben. Somit können zum einen rausgerissene
Unkraut-/ Ungraspflanzen zum Austrocknen gebracht werden und zum anderen können sich die Kulturpflanzen vom Stress erholen.
Zucker- und Biomasserüben
Die meisten Rüben wurden die letzten drei Tage, aber auch schon über die Kar- und Ostertage gedrillt. Die ersten Rüben im
Landkreis befinden sich im Keimblattstadium. Jetzt gilt es den richtigen Zeitpunkt für die erste Nachauflaufbehandlung (NAK) zu finden
und die passenden Produkte bzw. Wirkstoffe zu wählen. Die NAK‘s beziehen sich immer auf das Keimblattstadium der Unkräuter,
unabhängig vom Entwicklungsstand der Rüben. Die Folgespritzungen (2. und 3. NAK) orientieren sich jeweils an den neu
aufgelaufenen bzw. auflaufenden Unkräutern. Wahrscheinlich reichen bei uns im Landkreis zwei Behandlungen aus.
Die Grundmischung besteht immer aus einem Bodenherbizid und einer blattaktiven Komponente. Bei einer breiteren Verunkrautung kommen dann
Wirkstoffe wie z.B. Quinmerac (Klettenlabkraut) hinzu.
Je nach Witterungsbedingungen (feucht/trocken) und Größe der Unkräuter (Wachsschicht) müssen die jeweiligen
Aufwandmengen von Blatt- und Bodenwirkstoffen angepasst werden. Bei Tankmischungen mit SC oder SE Formulierungen muss zur Verbesserung der
Wirkung (Verteilung, Haftung, Eindringung) ein Additiv (ÖL) zugemischt werden. Um den optimalen Zeitpunkt nicht zu verpassen, sollten
Sie jetzt täglich schauen, ob erste Unkräuter auflaufen und diese dann Bestimmen, um passende Komponenten/Produkte für die
1. NAK zu finden.
Ungräser sollten im 2-3 Blatt-Stadium behandelt werden, damit eine gesicherte Wirkstoffaufnahme gewährleistet werden kann.
Eine Empfehlung von Grundmischungen finden Sie im „Integrierter Pflanzenschutz 2024“ in der Tabelle 46 auf den Seiten 92 und
93.
Beachten Sie bitte die maximalen Aufwandmengen über die Spritzfolge einzelner Produkte oder Wirkstoffe nicht zu überschreiten.
Beim Wirkstoff Quinmerac dürfen nur 250 g pro Hektar und Jahr ausgebracht werden (NG 343). Der Wirkstoff Clopyralid hat die Auflage NG
350 und darf auf derselben Fläche im folgenden Kalenderjahr nicht angewendet werden.
Reinigen Sie Ihre Applikationstechnik gründlich vor dem Einsatz in den Rüben, um mögliche Schäden durch eventuelle
Rückstände von Sulfonylharnstoffen, Triazinen und Wuchsstoffen auszuschließen. Am besten ist die Reinigung immer gleich nach
der Applikation, damit keine Mittel- bzw. Brühereste sich am Behälter, Leitungen oder Filtern anlagern bzw. antrocknen
können.
Felderbegehungen
Die nächste Felderbegehung findet am Dienstag, den 16.04.2024 um 19:00 Uhr statt. Besprochen werden Düngungs- und
Pflanzenschutzmaßnahmen in Getreide und Winterraps.
Die darauffolgenden Termine finden im 2 - wöchigen Rhythmus statt: 30.04.2024 um 19:30 Uhr, 14.05.2024 um 19:30 Uhr und 28.05.2024
um 19:30 Uhr.
Das Versuchsfeld liegt an der Bundesstraße 311 zwischen Krauchenwies und Rulfingen vor der Abfahrt nach Ostrach auf der linken
Seite.